Kleine Massnahmen, grosse Wirkung, aber ohne dass der Gast etwas entbehren muss. Mit wirkungsvollen Ideen überraschen die ZFV-Unternehmungen (Zürcher Frauenverein) im Toni-Areal ihre Gäste und senken die Kosten für den Gast wie auch für das Unternehmen. Und können damit Bäume retten.
Quietschend hält das Tram neben dem Bistro Chez Toni im Toni-Areal in Zürich an. Die breite Fensterfront gibt den Blick frei auf überlange Festtische mit den dazu passenden Bänken. Die kugelförmigen gläsernen Lampen beleuchten die jungen Gäste bei ihrem morgendlichen Kaffee. Ich stelle mich in die Reihe der wartenden Gästeschar. Mit dem Cappuccino in der Hand gehe ich auf einen der langen Tische zu, als die wohlbekannte Melodie von «Hello, are you there?» aus meinem Natel erklingt. Es meldet sich eine sympathische Stimme mit Berliner Akzent: «Ingo Lehmann, guten Morgen, wir sind verabredet. Ah, jetzt sehe ich Sie.» An der Bar lacht mir ein junger Mann mit kurz geschnittenen Haaren entgegen. In zügigen Schritten kommt er auf mich zu. Nach dem Tausch der Visitenkarten geht’s die Treppe hoch zum riesigen Stammtisch im ersten Stock. «Rund 5000 Studenten gehen in der Zürcher Fachhochschule, die im Toni-Areal seit 2014 untergebracht ist, täglich ein und aus», erklärt Ingo Lehmann auf dem Weg zur Treppe.
Zwei Bäume leben länger
Die ZFV-Unternehmungen haben sich den schonenden Umgang mit den Ressourcen unserer natürlichen Umwelt auf die Fahne geschrieben. Wöchentlich werden Ideen für ökologische Nachhaltigkeit geprüft und nach Möglichkeit umgesetzt. «Manchmal sind es nur kleine Konzepte, die auf den ersten Blick nichts bringen», hält Ingo Lehmann fest und fährt stolz weiter: «Wir verpflegen täglich bis zu 1600 Studenten und Mitarbeitende aus den umliegenden Büros. Mit kleinen Plakaten fordern wir unsere Gäste an den Besteckausgabestellen auf, nur eine Serviette mitzunehmen. Dank dieser Massnahme haben wir den Verbrauch an Servietten wöchentlich auf 11’500 Stück reduziert. Somit sparen wir Servietten und leisten gemeinsam mit unseren Gästen einen wertvollen Beitrag im Bereich Nachhaltigkeit.» Diese Massnahmen setzen alle Betriebe des ZFV um. «Zwei, drei Bäume bleiben länger stehen und müssen nicht zu Servietten verarbeitet werden», meint Ingo Lehmann mit einem Schmunzeln.
Kleine Konzepte – grosse Wirkung.
Ingo Lehmann
Umweltkodex – der rote Faden
Der ZFV-Umweltkodex umfasst neun Grundsätze zum Thema Ökologie und verankert es damit fest in der Unternehmensphilosophie. Da ist der gesamte Warenfluss integriert, von der Auswahl der Lieferanten bis zur Entsorgung der Lebensmittel. Die Lieferung der Produkte wird koordiniert. «Wir bevorzugen Lieferanten, die regional verankert sind, aber auch mit einer Lieferung eine breite Palette an Produkten liefern können. So haben wir mit Pistor vereinbart, dass unsere Bestellungen gebündelt werden und die Anlieferung nur noch zweimal die Woche erfolgt», erklärt Ingo Lehmann. Wertstoffe aus Abfällen werden vor dem Kehricht getrennt gesammelt und rezykliert. Das erleichtert den Aufwand zum Entsorgen enorm. Dies sind nur einige Punkte im Umweltkodex des ZFV.
An Sitzplätzen gespart
Trotz der Einrichtung des Neubaus vor drei Jahren sind die Platzverhältnisse knapp bemessen. Daher nehmen die Gäste das Essen oft mit ins Büro. «Wir verwenden biologisch abbaubares Take-away-Geschirr. Das Geschirr gleicht dem Plastikgeschirr aufs Haar. Ein echter Beitrag an die Natur», hält Ingo Lehmann fest und fährt weiter: «Seit Ende 2017 haben wir ein geeignetes Tupperware-Geschirr, um dem Gast sein Essen mitzugeben. Er kann es mieten oder kaufen.» Schon umgesetzt ist die Aktion «Bring your own Cup». Unser Gespräch wird unterbrochen, circa 50 Studenten kommen schwatzend die riesige Treppe herunter und verteilen sich am Stammtisch. Der Lärmpegel ist generell sehr hoch hier. An den rund 180 Plätzen des Stammtischs wird gelernt, diskutiert, aber auch gegessen. Ingo Lehmann fährt mit fester und lauterer Stimme fort: «Der Gast bringt seine eigene Kaffeetasse mit und bezahlt 50 Rappen weniger. Ein Beitrag nicht nur für die Umwelt, sondern auch für das Budget der Studierenden. Zudem bestimmt er die Menge des Kaffeerahms und Zuckers selber. Zuckerdosen und Kaffeerahmkannen stehen bereit. Das spart die vielen Kleinverpackungen für den Kaffee.»
Wir leisten einen Beitrag zur Schonung unserer Umwelt.
Ingo Lehmann
Steter Tropfen
Zweimal im Jahr zeigen die Mitarbeitenden des Restaurants Toni-Areal ihren Gästen, welcher Beitrag für die Umwelt geleistet wird. Zum einen messen sie die Essensreste. «Mittlerweile sind die Mengen ideal auf unsere Gäste eingestellt und nur wenig bleibt auf den Tellern zurück. Doch Verbesserungspotenzial gibt es immer. Zum anderen zeigen wir unseren Gästen, mit welchen Partnern wir zusammenarbeiten. So stellt zum Beispiel Fairtrade ihre Produkte aus, die wir beziehen, und informiert über ihre Tätigkeit. Oder wir rechnen alle Servietten zusammen, die unsere Gäste verbrauchen. Eindrücklich ist der gesamte Verbrauch an PET-Flaschen. Die Mitarbeitenden bauen die PET-Flaschen in Säcken auf, um den Verbrauch aufzuzeigen.» Ingo Lehmann erzählt weiter: «Nicht die finanzielle Höhe der Einsparung ist entscheidend, sondern die Menge an Ressourcen wie Bechern und Servietten ist massgebend.» Ingo Lehmann begleitet uns zum Ausgang. Beiläufig erwähnt er noch: «Es gibt viele kleine Konzepte oder Massnahmen, die sofort umgesetzt werden können, wir haben noch etliche Ideen.» Voller Gedanken verlassen Stefan Bienz, unser Fotograf, und ich das Toni-Areal. Fixfertige Lösungen sehen immer einfach aus. Aber auch kopieren ist erlaubt, der Umwelt zuliebe. Quietschend hält das Tram vor dem Toni-Areal, das uns wieder zurück zum Hauptbahnhof bringt.
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