Die Schweiz hat erstmals einen Schokoladen-Weltmeister. Elias Läderach hat sich unter den 20 besten Chocolatiers durchgesetzt und gewinnt die World Chocolate Masters in Paris. Für ihn ist klar: Die Schokoladenzukunft muss wieder einfacher werden.
Der Bezug zur Schokolade wurde Ihnen in die Wiege gelegt. Stand der Berufswunsch für Sie von Anfang an fest?
Das ist richtig. Während meiner ersten zwölf Lebensjahre wohnten wir über der Produktion. Sowohl unser Grossvater als auch Vater haben uns bereits als Kinder mit ins Geschäft genommen. In meinen ersten Erinnerungen hat unser Grossvater in der Produktion Biberkonfekt mit uns hergestellt oder wir durften mit ihm Osterhasen giessen. Trotzdem hatte ich in jungen Jahren andere Berufsideen; ich wollte wegen meiner Tierliebe Wildhüter oder Förster werden.
Wieso sind Sie doch beim süssen Genuss hängen geblieben?
Als wir älter wurden, haben unsere Eltern zuhause oft Geschäftsthemen mit uns besprochen. Ich merkte, dass sie Freude an der Arbeit haben. Dies war ausschlaggebend für meine Berufswahl. Ich habe aber nie Druck oder Erwartungen ihrerseits verspürt.
Elias Läderach
Aufgewachsen ist das zweitälteste von sechs Läderach-Kindern direkt über der Schokoladenfabrik im glarnerischen Ennenda. Seit März 2018 ist der gelernte Konditor-Confiseur Mitglied der Geschäftsleitung und für die Innovationen und die Produktion bei Läderach verantwortlich. Er gewann im November 2018 die World Chocolate Masters in Paris.
Mit Ihrer Interpretation zum Motto «Futropolis» – rund um die Welt im Jahr 2025 – haben Sie die Fachjury der World Chocolate Masters überzeugt. In welche Richtung entwickeln sich die Schokoladenkreationen künftig?
Ein Schlüssel für die Zukunft ist, dass die Produkte wieder viel simpler werden, aber kompromisslos in der Qualität.
Was heisst das genau?
Als wir vor zehn Jahren am Wettbewerb in Nashville [Anm.: World Pastry Team Championship] teilnahmen, stellten wir eine Torte mit acht verschiedenen Schichten her – alle hauchdünn. Es war lecker, aber man spürte nicht heraus, was alles drin ist. Heute werden beispielsweise nur noch drei Füllungen gemacht – diese Erfahrung mache ich selbst und bestätigten auch die Berufskollegen an der Weltmeisterschaft. So erkennt man beim Essen, welche Zutaten sich dahinter verbergen. Ich meine damit, dass es weniger komplex sein soll: In meinen Augen möchte der Kunde besser verstehen, was er isst. Harmonisch muss es aber nach wie vor sein, ohne Abstriche bei der Qualität. Diese Aspekte probierte ich auch, bei den Produkten an den World Chocolate Masters einzubringen. Damit es der Jury mit je einem Mitglied pro Land schmeckt, muss es für jeden Geschmack etwas dabei haben.
Dank Ihrer Kreativität entwickeln Sie immer wieder neue Produkte, die Schokoladenliebhaber begeistern. Woher nehmen Sie die Ideen?
Wir haben ein monatliches Innovationsmeeting eingeführt – eine interne Plattform, in der wir neue Ideen bereits früh thematisieren. Ausserdem leben wir eine sehr offene Kultur gegenüber neuen Einfällen. Alle können sich einbringen. Wir tauschen uns aus, geben Inputs, erstellen Produktmuster und prüfen gemeinsam das erste Ergebnis. Von fixen Prozessen, bei denen wir Konzepte mit detaillierten Produktbeschrieben verfassen, sind wir weggekommen.
Und dies hat sich bewährt?
Ja. Es ist einfacher, über ein physisches Produkt zu diskutieren. Wichtig ist auch, dass Ideen im Laufe der Arbeit angepasst werden können. Nur selten entspricht das Endergebnis exakt dem ursprünglichen Gedanken. In diesem Gremium werden Projekte begleitet und weiterentwickelt. Wir haben auch schon ein halbes Jahr an Produkten gearbeitet und diese wieder verworfen. Genauso wie beim schnellen Einführen von Produkten braucht es manchmal Mut, Produkte trotz mehrmonatiger Arbeit wieder sterben zu lassen, wenn man sieht, dass es nichts wird. Dies soll zu einem normalen Prozess werden.
Sie sind im Familienbetrieb für die Innovation und Produktion verantwortlich. Woran erkennen Sie und die restlichen Mitglieder der Innovationsplattform, was zu einem Erfolg wird?
Wir testen in unserem näheren Umfeld, wie die Produkte ankommen. Wenn wir Musterfabrikate an unsere Innovationsmeetings nehmen, auf den Tisch stellen und die Platte am Ende leer ist, hat das Produkt gute Chancen. Wie gerne es die Leute intern haben, ist ein wichtiger Indikator. Dann nehmen wir Muster immer auch mit nach Hause zum Degustieren. Das zentrale Element bei uns ist, ein super Produkt zu haben. Auf dieser Basis entwickeln wir ein Konzept, welches das Produkt in der Vermarktung unterstützt. Zudem haben wir durch unsere eigenen Chocolaterien die Möglichkeit, direktes Kundenfeedback zu erhalten und dieses auch miteinfliessen zu lassen in die Entscheidungen.
Was ist für Elias Läderach ein perfekter «Schoggi-Moment»?
Wenn ich zuhause auf dem Sofa ein Stück Milch-«FrischSchoggi» mit karamellisierten Haselnüssen essen kann, gemeinsam mit meiner Familie. Allgemein spielt die Atmosphäre beim Schokoladengenuss für mich eine wichtige Rolle.
Bilder: Läderach (Schweiz) AG
Prominente im Chocolatier-Wettkampf
In der Serie «Das goldene Osterei» von SRF führt Chocolatier-Weltmeister Elias Läderach drei Prominente in sein süsses Handwerk ein: Schauspieler Stefan Gubser, Musiker Marc Sway und Schauspielerin Tonia Maria Zindel.
Weitere Inspirationen?
In unserem Blog «Inspiration» finden Sie Trends, Saisonales und Erfolgsgeschichten aus der Branche.