«Einigkeit macht stark». Dieser Leitsatz hat Pistor zu Gründungszeiten geprägt. Wie die Schweizerische Eidgenossenschaft seinerzeit haben sich auch Bäcker und Konditoren 1916 zu einer Einkaufsgenossenschaft zusammengeschlossen, um mit vereinten Kräften erfolgreich zu sein. Ein Blick zurück.
Das Pistor Lager, 1953
Genossenschaften in der Schweiz
Die Genossenschaftsidee entstand schon früh: Bereits im 13. Jahrhundert (Mittelalter) schlossen sich die Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden zu einem militärischen Bündnis zusammen, um sich gemeinsam vor Angriffen zu schützen. Dieser Bund unabhängiger Kantone verteidigte sich gegen aussen und lebte gegen innen eine föderalistische Vielfalt. Das war der Anfang der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
Bereits 1881 definierte das Obligationenrecht die Rechtsform der Genossenschaft. Es rollte eine Gründungswelle von Genossenschaften, vor allem im Bereich der Landwirtschaft und der Konsumgüter, über die Schweiz. 1880 zählte sie 320 Genossenschaften, auf dem Höhepunkt 1947 sage und schreibe 12'000. Weitere Genossenschaften entstanden vor allem im Gross- und Einzelhandel sowie bei Krankenkassen, Versicherungen, Banken und im Wohnungsbau.
Pistor, die Genossenschaft
In der Schweiz gab es regionale Bäckermeistervereinigungen. Regierungsrat Karl Hafner und Grossbäcker Josef Hug erkannten, dass diese zu wenig Einfluss nehmen konnten, um gegen die Kartelle der Müller und anderer Vertragslieferanten von Butter, Eiern, Kolonialwaren, Früchtekonserven und Zucker zu kämpfen. Unter dem Leitsatz «Einigkeit macht stark» setzten sie sich 1908 für eine zentrale Vereinigung der Bäcker ein. Hafner rief die Schweizer Bäcker zur Gründung einer gesamtschweizerischen Einkaufsgenossenschaft und zur Auflösung von bestehenden regionalen Bäckermeistervereinigungen auf. Doch die Bäcker waren gegenüber den regionalen Zusammenschlüssen loyal.
Erst durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges, verbunden mit der Rationierung, entstand konkret die Idee einer gesamtschweizerischen Einkaufsgenossenschaft. Am 27. Juni 1916 gründete der Schweizerische Bäcker- und Konditorenverband eine gesamtschweizerische Einkaufsgenossenschaft mit Standort in Luzern. Kurz danach erhielt die Vereinigung den Namen «Pistor», die lateinische Bezeichnung für «Bäcker». Jede Genossenschafterin und jeder Genossenschafter übernahm bei ihrem beziehungsweise seinem Eintritt mindestens einen Anteilschein zu 300 Franken und verpflichtete sich damit moralisch, bei der Genossenschaft einzukaufen.
Der Kampf um Vertrauen
Auch nach ihrer Gründung musste Pistor weiterkämpfen, um Mitglieder zu gewinnen und lokale Einkaufsgenossenschaften aufzuheben. Erste Wirkung zeigte die Auflösung der dazumal grössten Vereinigung Luzern und Zentralschweiz: Sämtliche Mitglieder traten Pistor bei, und Präsident Josef Hug und Geschäftsführer Joseph Schmid wechselten in die Geschäftsleitung von Pistor. Die Luzerner wurden zum Rückgrat der schweizerischen Einkaufsgenossenschaft. Regionale Vereinigungen lösten sich sukzessive auf, wodurch Pistor Mitglieder, Vertrauen und Kraft gewann.
Der Genossenschaftszweck
In den folgenden Jahrzehnten rief Pistor den Bäckern und Konditoren den genossenschaftlichen Solidaritätsgedanken beim Wareneinkauf immer wieder in Erinnerung. Sie forcierte den Verrechnungsverkehr mit den Lieferanten und führte nebenbei ein kleines Lager. Der Bäcker bezog den Grossteil seiner Ware bei Pistor – und dies zu attraktiven Konditionen. Der unermüdliche Einsatz im Sinne des Genossenschaftsgedankens und der Glaube, mit vereinten Kräften erfolgreich zu sein, ist und bleibt das Erfolgsrezept in der 105-jährigen Pistor Geschichte.
Quellen
- Ruetz, B. (2016). 100 Jahre Pistor – Vom Lieferanten zum Logistikdienstleister. Zürich: Verein für wirtschaftshistorische Studien.
- Swissinfo.ch (2017). Die Schweizer Geschichte – Zeittafel.