Wo und wie muss ein Gastronomieunternehmen in den digitalen Medien präsent sein? Das Angebot ist grenzenlos. Internetseiten, Facebook, Instagram und wie sie alle heissen, sind nur einige. Küchenchef Frank Widmer vom Park Hyatt Zürich, dem Fünfsternehotel im Herzen von Zürich, geht seinen eigenen Weg. Trotz gewissen Einschränkungen oder genau deswegen.

Seit rund 15 Jahren arbeitet Frank Widmer in der Küche des Park Hyatt Zürich. Seit geraumer Zeit ist das Kochen nicht mehr seine Hauptbeschäftigung: Er organisiert Kochwettbewerbe für die Hotelgruppe und erarbeitet Vorgaben für eine App für das internationale Hotelunternehmen. Zudem werden Gerichte und Geschichten aus seiner Küche und dem Hotel auf Instagram, Facebook, per Newsletter und auf einem Blog veröffentlicht. «Wir konzentrieren uns nur auf diese Online-Dienste und verschicken Newsletter, wenn wir etwas Spannendes zu sagen haben», erklärt Frank Widmer. Einer der nächsten wird über das Autorennen «Formula E» im Juni sein. Direkt neben dem Hotel werden die Elektro-Rennautos durchfahren. «Den Newsletter versenden wir an eine bestimmte Gästeauswahl. Es ist sinnlos, Gäste aus Asien beispielsweise über das Rennen zu informieren. Aus diesem Grund wählen wir die Empfänger sorgältig aus. Unsere Schwerpunkte, die Gäste auf dem Laufenden zu halten, sehen wir in anderen digitalen Medien.»

Den Gast als Werbeplattform nutzen.

Frank Widmer

Küchenchef, Park Hyatt Zürich

Jagen, fischen und sammeln

Obwohl im Zentrum der Grossstadt, setzt die 30-köpfige Küchencrew auf Produkte aus der Natur. Seit Kurzem steht das Angebot von Gerichten aus nachhaltigen und überwiegend heimischen Produkten im Focus, die ihren Ursprung in Wald, Wiese oder Wasser haben. Oft von lokalen Anbietern schwer erhältlich, macht sich der Küchenchef auf den Weg, um einige Zutaten selbst zu sammeln. Bei seinen zahlreichen Erlebnissen wird er von einer Kamera begleitet. In seinen Kurzvideos gibt er Tipps und Tricks zum respektvollen Umgang mit Natur und Tier preis. «Mit diesen Geschichten wirken wir glaubwürdig und der Gast kennt die Herkunft unserer Produkte und unsere Strategie», hält Frank Widmer fest. Nervös schaut der Küchenchef auf sein Smartphone. «Sorry», klärt der Küchenchef unsere fragenden Blicke auf, «ich erwartete meine Bloggerin. Sie schickt mir immer eine WhatsApp, wenn sie in der Hotellobby ein trifft. Anrufen würde sie mich nie.» Seine Augen leuchten. Das Vibrieren des Smartphones verrät, dass er eine Nachricht erhalten hat. «Sie ist eingetroffen, ich muss mich für zehn Minuten entschuldigen», und schon verlässt er die Küche Richtung Lobby.

Emsiges Treiben

Es macht Spass, das Treiben in der Küche zu beobachten. Teamwork ist der entscheidende Faktor für das erfolgreiche Küchenteam. Da sind beispielsweise zwei Köche, die einen Teller mit frischem Gemüse anrichten. Immer wieder betrachten sie ihr Werk und diskutieren über die Anrichteart. Schlussendlich geht der Daumen nach oben. Die Anrichteart passt. Einer der Köche zückt sein Smartphone und eilt mit dem Teller in das Büro des Küchenchefs. Der Koch öffnet den Klettverschluss eines zu klein geratenen Zeltes und legt den Teller hinein. Mit geübtem Handgriff fotografiert er den Teller und eilt zurück zu seinem Kollegen.

«Hundehütte» als Fotostudio

«Wir nennen das ungewöhnliche Zelt unsere ‹Hundehütte›», klärt Frank Widmer uns nach seiner Rückkehr auf. «Im schwarzen Polyestertuch mit den gebogenen Stangen erstellen wir Fotos für Facebook, Instagram und die Internetseite. Dadurch berichten wir zeitnah aus unserer Küche. Dies geschieht mit wenig Text, dafür mit vielen Bildern. Mehrmals wöchentlich zeigen wir den Park Hyatt Fans in den sozialen Medien unsere Arbeit. In diesem ‹Minizelt› erstellen wir während dem Anrichten eines Banketts innert weniger Sekunden Bilder von hoher und gleichmässiger Qualität. Das motiviert auch unsere Köche, kreative und ansprechende Teller anzurichten. Die ‹Hundehütte› ist unser Fotostudio», erklärt Frank Widmer stolz. «Ein Klick mit dem Smartphone und der Gast kann sein Gericht, bevor er es erhält, schon betrachten.»

Die ‹Hundehütte› ist unser Tor zur digitalen Welt.

Frank Widmer

Küchenchef, Park Hyatt Zürich

Zwei Internetseiten

«Die Hotelgruppe zählt weltweit über 40 Betriebe und die gleiche Anzahl Internetseiten. Diese unterliegen einem Gestaltungskonzept. Bis vor Kurzem wurde dies von einer zentralen Stelle koordiniert und aktualisiert. Vor knapp einem halben Jahr hat die Direktion vom Park Hyatt Zürich eine neue Stelle geschaffen, die die offizielle Seite im Zürcher Hotel pflegt und ergänzt. Doch schon seit einigen Jahren habe ich meine eigene Seite, die ich mit spannenden Inhalten füllen darf. Im Auftrag des Hotels Park Hyatt durfte ich als Pilotprojekt die Seite erstellen. Die wirkt ergänzend zur offiziellen Seite und bezieht sich auf die Aktivitäten im hotelinternen Restaurant parkhuus», erzählt Frank Widmer und fährt weiter. «Wir sprechen ein junges Geschäftspublikum an, das sich gewohnt ist, die digitalen Medien einzusetzen. Dazu muss auch die Infrastruktur im Hotel passen.»

Park Hyatt Zuerich Inspiration
  • Park Hyatt Zuerich Inspiration

Umbau mit Finessen

Die Zimmer vom Park Hyatt Zürich sind gerade mal 15 Jahre alt. Doch jetzt wird umgebaut. Das heisst nicht nur, dass Wände und Böden ein neues Design erhalten – nein, auf die Nutzung der heutigen Technik legt die Hoteldirektion ein besonderes Augenmerk. In einem Stadthotel verkehren internationale Geschäftsleute und Gäste mit einer Affinität zur Technik. «Das Wi-Fi ist bei uns schon lange kostenlos. Den Code erhält der Gast bei unseren Mitarbeitenden an der Rezeption oder in der Restauration. Das Wi-Fi unterstützt den Gast, seine Erlebnisse sofort in den verschiedenen Medien zu veröffentlichen», erklärt der Küchenchef. «Beim Umbau unserer Zimmer erweitern wir Strom- und Netzwerkanschlüsse. Diese installieren wir benutzerfreundlich. Durch die Bequemlichkeit bei der Nutzung der mobilen Geräte wird jeder Gast zum Botschafter für das Hotel. Wir bieten das Erlebnis und die Infrastruktur zur Kommunikation», hält Frank Widmer fest.

Vorsicht

Je mehr soziale Medien mit Informationen und Bildern bestückt werden, desto mehr wird auch kommuniziert. «Die Zimmer reservieren die Gäste per Mail oder über das Reservationssystem. Doch es gibt Ausnahmen, bei denen andere digitale Medien als Infokanal benützt werden. So erhielten wir über Facebook schon Reservationen. Das birgt die Gefahr, dass Gästeinfos verloren gehen. Wir kontrollieren daher regelmässig, um dies zu verhindern», schliesst Frank Widmer seine Ausführungen.

Fotos: Stefan Bienz (bienz-photography.ch)

Erich Büchler

Erich Büchler

Autor

Früher kreierte ich als Koch aussergewöhnliche Gerichte aus Schlüsselblumen und Brennnesseln.

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