Zwanzig Hotels der Region Saanenland kaufen seit geraumer Zeit in gewissen Bereichen gemeinsam ein. Um effizienter zu werden und Strukturen in der Region zu erhalten und nicht in erster Linie aufgrund von besseren Preisen, gründeten die Hoteliers die IG Procurement Gstaad-Saanenland. Ein Augenschein im Romantik Hotel Hornberg in Saanenmöser-Gstaad.
Vormittags in der Hotelküche des Hornberg. Es herrscht geschäftiges Treiben. Küchenchef Michi Rindlisbacher und sein Team sind an der Vorbereitung des abendlichen Menüs: Süsskartoffeln werden gerüstet, Kräuter geschnitten, Lammracks pariert und das Dessert vorbereitet. Währenddessen begibt sich Teamkollege und ebenfalls Küchenchef Sascha Koffler auf einen Rundgang durchs Warenlager.
Effizient bestellen
Laufend erfasst er nachzubestellende Produkte direkt mittels iPad. Zurück am Bildschirm im Büro, löst Sascha Koffler die im Economat erfassten Bestellungen online aus. «Die Vereinfachung der Prozesse in der Bestell- und Lieferabwicklung mittels einer einzigen Online-Bestellplattform ist enorm wirtschaftlich», weiss Christian Hoefliger, Geschäftsführer und Inhaber des Hornberg und Präsident der IG Procurement Gstaad-Saanenland. Er steht gleichzeitig dem Hotelierverein Gstaad-Saanenland vor, der im Juli 2015 die Interessengemeinschaft gegründet hat. «Zusammen mit der mandatierten Geschäftsführerin, Monika Schüpbach, haben wir sämtliche Prozesse der Bestell- und Lieferabwicklung in den Betrieben analysiert und Optimierungspotenzial aufgedeckt. Dahinter steckt sehr viel Arbeit: Die schrittweise Umsetzung muss geplant, gemanagt und gecoacht werden. Nicht nur seitens unserer Geschäftsführerin, auch unsere Hauptlieferantin Pistor, leistet sehr viel Supportarbeit», betont Hoefliger. «Vorher tätigten die Hotels unzählige, sehr zeitaufwendige Bestellungen per Telefon und Fax bei verschiedenen Lieferanten. Heute ist die Abwicklung zu einem wesentlichen Teil online möglich, was eine grosse Zeitersparnis für den Einkäufer bedeutet», hält er fest. Über die Online-Bestellplattform bestellen die Betriebe der IG Produkte von Pistor sowie weitere Artikel von unabhängigen ortsansässigen Lieferanten, wie beispielsweise Früchte, Gemüse und Getränke von der Schmid AG aus Saanen. Diese führt, in enger Zusammenarbeit mit Pistor, die Feinverteilung der Waren an die IG-Betriebe aus. Die kombinierte Schmid-Pistor-Auslieferung spart Anfahrten bei den Hotels und ist ökologisch und touristisch ein bedeutender Aspekt.
Romantik Hotel Hornberg
Geführt wird das Hornberg von Christian und Brigitte Hoefliger-von Siebenthal. Die beiden haben das Hotel 2003 in dritter Generation von Brigittes Eltern übernommen. Ein Ganzjahresbetrieb mit rund 50 Mitarbeitenden, darunter zehn Lernende. 40 Zimmer, verteilt auf vier Chalets, bieten den Gästen – mehr als 70 Prozent stammen aus der Schweiz – Ruhe zur Erholung in purer Natur. Zum Beispiel mit einem Bad im Bio-Schwimmteich des Hotelgartens oder beim kulinarischen Genuss auf der Sonnenterrasse. Zig Wandermöglichkeiten, ein hoteleigenes Hallenbad sowie der Wellness- und Spa-Bereich runden das Angebot ab.
National und doch regional einkaufen
Gemeinsam mit der IG Procurement Gstaad-Saanenland hat Pistor eine Online-Bestellplattform eingeführt. Denn seit Ende 2016 ist Pistor Hauptlieferantin im neuartigen Beschaffungssystem der IG Procurement Gstaad-Saanenland und zuständig für den sogenannten Einkaufswürfel «Lebensmittel national». «Mittels verschiedener Einkaufswürfel (Versicherungsleistungen, Wartungsverträge, Getränke, Lebensmittel ultrafrisch und lokal sowie national etc.) bündeln wir Volumen und straffen – und das ist enorm wichtig – die Sortimentsbreiten der IG-Betriebe», erklärt Christian Hoefliger. «Kostentreibende Arbeiten wie der Handel mit margenschwacher ‹Massenware› und logistische Leistungen liegen nun in der Kompetenz der nationalen Lieferantenpartnerin Pistor.»
Aus der Region für die Region
«Gleichzeitig ist es uns ein grosses Anliegen, unseren Gästen regionale Produkte von lokalen Lieferanten anzubieten», hält Christian Hoefliger fest und zählt auf: «Milchprodukte aus den ortsansässigen Molkereien. Brot vom Beck im Ort. Fleischspezialitäten wie Saanenländer Trockenfleisch und Wurstwaren etc. von
der lokalen Buure Metzg.» Damit die IG-Hotels zukünftig die Produkte aller Lieferanten bequem online bestellen können, bedarf es einer ausgebauten IT-Infrastruktur aller teilnehmenden Partner. «Diese wird laufend ausgebaut: Die lokalen Lieferanten werden der Bestellabwicklung mittels Schnittstellen zwischen Bestellsystem und Verarbeitungsprogramm angebunden. So konnten wir auch mit den regionalen Bäckereien sowie der Metzgerei erfolgreich verhandeln. Inzwischen können die Hotels die Produkte der Bäckereien, und bald auch von der Buure Metzg, online über die Bestellplattform beziehen», informiert Christian Hoefliger.
Sparen beim Zahlen
Im Pistor Monatsauszug sind die Fakturen sämtlicher Lieferanten übersichtlich in einer Abrechnung zusammengefasst. «Das heisst, wir gleichen monatlich nur eine Rechnung anhand der Lieferscheine ab», meint Christian Hoefliger erleichtert. «Die einzelnen Positionen sind bereits nach unseren Wünschen vorkontiert; dadurch entfallen weitere manuelle Verarbeitungsschritte und unser administrativer Buchungsaufwand reduziert sich laufend», freut er sich. Das innovative Projekt erlaubt, organisatorische Abläufe nicht nur bei den teilnehmenden Hotels, sondern auch beim lokalen Gewerbe besser und effizienter zu gestalten. «All die Prozessoptimierungen ermöglichen den Hoteliers wie den regionalen Lieferanten, mittelfristig Kosten zu sparen», bestätigt Christian Hoefliger.
Win-win für alle
«Wir brauchen eine starke Partnerin wie Pistor, die uns unterstützt. Dank der hohen Lieferfähigkeit ist die Versorgung der Betriebe auch während der Hochsaison gewährleistet. Die lokalen Partner können sich auf ihre Stärke, die Vermarktung und Absatzsteigerung von regionalen Produkten, konzentrieren. Dies wiederum stärkt die langjährigen und bis anhin teilweise sehr solidarischen Beziehungen zwischen Hoteliers und heimischen Lieferanten. Ein sehr wichtiges Anliegen der IG Procurement Gstaad-Saanenland», ist Hoefliger überzeugt. «Es trägt zur Weiterentwicklung einer ganzen Region bei, sichert Arbeitsplätze und fördert den Tourismus im Saanenland. Die IG Procurement Gstaad-Saanenland ist dabei, eine Win-win-Situation für alle Beteiligten zu schaffen, bei der unter dem Strich mehr Zeit für das Kerngeschäft bleibt – die Betreuung der Gäste», freut sich Christian Hoefliger abschliessend.
Fotos: Jonas Weibel
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