Das vielseitige, bunte Land, in das ich reise, um meinen Bruder und seine Freundin zu besuchen. Mexiko. Ich verbinde Mexiko mit Familie, Wiedersehen, Sonne und Vielfalt. Aber nicht nur. Es bedeutet für mich auch, kulinarische Höhenflüge zu erleben. Eines ist sicher: Die mexikanische Frühstückskultur ist heftig und deftig!

Es ist Juni dieses Jahres. Das Flugzeug setzt auf und da bin ich also. In der Stadt Heroica Puebla de Zaragoza, kurz: Puebla. Von oben konnte ich eine grosse Stadt erkennen, charmant eingebettet zwischen Bergen und Vulkanen. Sie zählt rund 1,5 Millionen Einwohner. Zwei von diesen Einwohnern sind mir vertraut: mein Bruder und seine Freundin. An ihrem neuen Wohnort Puebla bin ich zum ersten Mal. Nicht aber in Mexiko. Das Land mit seinen 31 Bundesstaaten ist mir bestens bekannt. Ich habe es kulturell, kulinarisch und klimatisch während der letzten vier Besuche schätzen und lieben gelernt. Nachdem ich meinem Bruder in die Arme gefallen war und wir die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht hatten, wollte ich mehr über diese Vulkane erfahren, die Puebla auffällig umzingeln. Die Vulkane Popocatépetl – Einheimische nennen ihn kurz «Popo» – und Iztaccíhuatl begrenzen das Tal im Westen. La Malinche heisst der sich im Norden befindende inaktive Vulkan, und im Osten des Tals präsentiert sich Pico de Orizaba. Puebla liegt auf 2175 Meter über Meer. Das erklärt auch das subtropische Hochlandklima, das hier herrscht.

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Tipp

Café Cultura, Puebla Centro

Kleines Kaffeehaus mit ausgezeichnetem Kaffee in allen Variationen. Es verwendet lokale Bohnen aus den Bundesstaaten Puebla, Chiapas, Oaxaca und Veracruz. Und es gibt auch leckere heisse Schokolade.

Calle 4 Nte 204, Centro
Histórico, 72000 Heroica
Puebla de Zaragoza, México

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  • Pistor Inspiration Mexiko Frühstück Vulkan Popocatépetl

Links zu sehen ist der Vulkan Popocatépetl – rechts präsentiert sich Iztaccíhuatl.

Industrie und authentische Schönheit

Nachdem ich mir ein kleines Nickerchen gegönnt habe, steht mein Bruder schon bereit. Los geht’s – Puebla hat viel zu bieten. Wirtschaftlich gesehen ist Puebla eine besonders starke Region: Die Stadt ist ein Zentrum der Landwirtschaft, der Industrie und des Tourismus. Die Industrie prägt den Hauptteil der Wirtschaft. Das sieht man an gewissen Gebieten, an denen wir vorbeifahren. Der grösste Arbeitgeber in der Stadt ist die Volkswagen AG. Seit 1946 wurde hier der alte VW Käfer produziert, den die Mexikaner liebevoll «Vocho» nennen. Der letzte Käfer ging am 30. Juli 2003 vom Fliessband und das Nachfolgemodell, der heutige Beetle, wird für den gesamten Konzern hier gefertigt, lässt mich mein Bruder wissen. Die Gegend wird ländlicher. Wir passieren Plantagen und mein Bruder erzählt mir, dass hier unter anderem Mais, Bohnen, Weizen, Äpfel, Pfirsiche, Birnen und Avocados angebaut werden. Letztere schmecken in Mexiko besonders lecker, und ich freue mich schon auf die erste Guacamole. Später, im Stadtkern angelangt, machen wir uns zu Fuss auf. Puebla ist ein Mix aus altem, authentischem Mexiko und neuem, modernem Mexiko. Wahnsinn – die alten Gebäude aus der Kolonialzeit, vermischt mit hellblauen, lila, gelben und roten Bauten, verleihen das typische Mexiko-Feeling. Hier noch ein paar Künstlerinnen und Künstler, die ihre Gemälde und Skulpturen mitten im Künstlerviertel «Barrio del Artista» fertigen, da noch ein paar Tischchen, an denen vor allem Einheimische ihren Kaffee schlürfen.

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Pistor Inspiration Mexiko Frühstück Puebla

Morgendliche Muntermacher

Kaffee. Ein gutes Stichwort. Als ich am zweiten Tag erwache, steigt mir ein aromatischer Duft in die Nase. Mein Bruder steht in der Küche und bereitet Kaffee zu. Kuhmilch führt er in seinem Haushalt nicht, dafür diese köstliche Kokosnussmilch, die ich grosszügig in meine Tasse giesse. Die Kaffeebohnen sind hierzulande aromatisch und gleichzeitig mild im Goût. Gut so. Ich mag keinen allzu starken Kaffee. Mexikaner mögen nebst Kaffee vorwiegend Americano-Style, die original heisse Schokolade zum Frühstück. Schon die Ureinwohner, die Mayas, kultivierten Kakaobohnen und verarbeiteten diese zum beliebten Schokoladengetränk «xocólatl». Man sagt, das beste Kakaogetränk könne man im Bundesstaat Oaxaca geniessen – das kann ich bezeugen!

El desayuno

Die Lateinamerikaner lieben es wahrlich heftig und deftig: Das Frühstück kann uns Europäer den ganzen Tag über die Runden bringen. Bleibt genügend Zeit, mögen es die Mexikaner, ausgiebig zu frühstücken. Tortillas zum Beispiel, die leckeren Fladen aus Mais, verschlingen sie zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ich gewöhne meinen Magen jeweils sukzessive an die neuen Gegebenheiten – und greife heute eher zu leichter Kost. Nicht so mein Bruder und seine Freundin: Chilaquiles gibt’s heute aufgetischt. Chilaquiles sind kleine, zu Dreiecken geschnittene Tortillas oder Topodos (eine Art Nachos), zubereitet mit Poulet, Crema (wie Crème fraîche), gehobeltem Käse, Chilischoten und einer grünen oder roten Salsa (Sauce) übergossen. Ich war nur schon vom Anblick satt – doch lecker sehen sie aus. «En Guete!»

Tipp

«Mostovoi» San Pedro Cholula

Das gemütliche Restaurant bietet einen wunderschönen grünen Innenhof. Am Wochenende wartet man bis zu einer Stunde, um einen Tisch zu ergattern. Das leckere Früh- stücksangebot reicht von Oatmeal bis zu den traditionellen Chilaquiles rojos oder verdes. Ebenfalls verfügt das Lokal über eine eigene Bäckerei mit selbstgemachtem Brot, Crois- sants und Süssgebäcken.

Avenue 5 De Mayo 603,
72810 San Pedro Cholula,
México

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Wir sind weitergereist und verbringen ein paar Strandtage im wunderschönen Tulum, wo wir ein hübsches Airbnb gemietet haben. Die nächsten Tage versprechen frühstückstechnisch so einiges. Und da kommen sie: die Huevos revueltos, die Rühreier. Kaum ein mexikanischer Frühstückstisch kommt ohne sie aus. Huevos a la mexicana heisst die heutige Eierspeise, die mein Bruder zubereitet. Huevos a la mexicana deshalb, weil sie mit ihren Zutaten die Landesfarben Mexikos darstellen: Rühreier mit Tomaten (rot), Zwiebeln (weiss; die Zwiebeln sind hier riesig und zeichnen sich durch eine umwerfende Süsse aus) und grüner Chili (grün). Chili, nein danke, aber das hat mein Bruder glücklicherweise berücksichtigt. Morgen gibt’s die Huevos rancheros, zu Deutsch «Farmer-Eier»: eine mit Bohnenmus bestrichene Tortilla, angerichtet in einer pikanten Tomatensauce und obendrauf ein Spiegelei. Dazu dürfen wiederum Salsa (grün oder rot), auch Zwiebeln und (wer mag) Koriander nicht fehlen. Hervorragend dazu passt die von mir geliebte Guacamole.

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Huevos rancheros «par excellence»

Etwas leichter

Früchte sind in Mexiko aufgrund des Klimas das ganze Jahr über erntefrisch erhältlich. Das zeigt auch unser Gang durch den Markt. In der Früchteabteilung riecht es nach Ananas, Mangos, Melonen, Papayas und Äpfeln. Es sind die bekannten Früchte, die wir auch in Europa kennen. Das für uns eher unbekannte Obst, das sich präsentiert, nennt sich Guayabas (Guaven), Pitaya (Drachenfrucht) usw. Mexikaner können also auch süss. Bleibt nur wenig Zeit zum Frühstücken, mögen sie nebst Obst dieses süsse Hefebrot (Pan dulce) mit einem Topping aus Zucker, Butter und Mehl. In Mexiko ist es als «Concha» bekannt, was übersetzt «Muschel» heisst und auch einer ähnelt. Wer es noch süsser mag, bestreicht es mit Cajeta. Cajeta (wie Caramel, jedoch aus Ziegenmilch gefertigt) nennt sich der extrem süsse Brotaufstrich, der auch als Dulce de Leche bekannt ist.

Tipp

Mole

Was man in Mexiko nebst Tortillas und Tequila sonst noch liebt.

Zum Mole-Rezept

Autorin Felicia Gaehwiler WF19376

Felicia Gähwiler

Autorin

Seit meiner Lehre in der Lebensmittelbranche tätig, begeistert mich Speis und Trank jeden Tag von Neuem.

Tipp

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