In einer Erfa-Gruppe geht es um Erfahrungsaustausch, aber auch um Inspiration und Weiterentwicklung für die Mitglieder und ihre Betriebe. Stephanie Zumbach leitet crea♀ – die einzige reine Frauen-Erfa-Gruppe aus der Bäckerei- und Confiserie-Branche – mit zwölf Vertreterinnen in Führungspositionen.
Sie sind Leiterin der Erfa-Gruppe crea♀. Was ist Ihre Motivation, diese Aufgabe auszuüben?
Stephanie Zumbach: Mir ist wichtig, etwas zu bewegen und zurückzugeben. Denn als ich Mitglied der Erfa-Gruppe wurde, war ich noch jung und hatte viele Fragen zu Betriebsthemen, die ich den anderen jederzeit stellen konnte. Diese Möglichkeit habe ich oft genutzt und geschätzt, und dasselbe möchte ich neuen Mitgliedern auch ermöglichen.
Wie profitieren Sie für Ihre tägliche Arbeit aus den Erfahrungen in der Erfa-Gruppe?
Gerade am Anfang durch den Austausch mit erfahreneren Kolleginnen. Speziell in betriebswirtschaftlichen Belangen. Ich habe auch viel über Personalführung gelernt. Ausserdem haben wir die Möglichkeit, ausserhalb der Erfa-Tagungen Kontakt miteinander aufzunehmen und uns gegenseitig zu unterstützen.
Stephanie Zumbach
Seit 2014 führt sie in der 6. Generation gemeinsam mit Bruder Adrian die Zumbach Bäckerei-Confiserie AG. Zusätzlich leitet sie die Erfa-Gruppe crea♀ . Nach ihrer kaufmännischen Ausbildung bildete sie sich während vier Jahren berufsbegleitend zur Betriebsökonomin FH weiter. Ihre fünf Wochen Ferien pro Jahr nutzt sie für bewusste Auszeiten, mehrheitlich im Ausland – so beispielsweise letztes Jahr auf einer Safari in Tansania.
Wird dies genutzt?
Ja, oft. Wir haben auch eine WhatsApp-Gruppe, in der regelmässig Fragen zu Alltagsthemen ausgetauscht werden. Sehr wertvoll sind auch Kontakte über die Gruppe hinaus, die wir durch die Erfa-Tätigkeit knüpfen.
Gibt es konkrete Massnahmen, die Sie im Betrieb aufgrund des Austauschs in der Erfa-Gruppe umgesetzt haben?
Ja, diverse. Vor einiger Zeit hatten wir einen Workshop rund um Social Media. Dort haben wir gelernt, dass es nicht nötig ist, professionelle Bilder zu posten. Wichtiger ist die Geschichte dahinter. Seither erarbeiten wir gemeinsam mit den Teamleitern im Verkauf emotionale Verkaufsargumente zu unseren Leaderprodukten. Damit lassen sich Geschichten erzählen – über all unsere Kommunikationskanäle.
Erfa-Gruppe crea♀
Die Erfa-Gruppe (Erfahrungsaustauschgruppe) crea♀ besteht aktuell aus zwölf Kaderfrauen aus Bäckerei- und Confiserie-Betrieben. Noch eine bis zwei weitere Teilnehmerinnen würden eine optimale Gruppengrösse ergeben. Voraussetzung für eine Aufnahme ist, dass die Interessentinnen ebenfalls Kaderpositionen innehaben und dass die Harmonie stimmt. Zum gegenseitigen Kennenlernen wird jeweils ein Schnuppertag organisiert.
Was erwarten Sie von den Mitgliedern?
Dass sie sich die Zeit für die vier Tagungen pro Jahr einplanen und sich aktiv beteiligen. Ende Jahr legen wir die inhaltlichen Schwerpunkte und die Daten fest. Anhand dieser erstellen unsere Gruppenberaterin und ich das Jahresprogramm.
Lassen Sie uns nun allgemein über das «Konstrukt» Erfa-Gruppe sprechen: Welches sind die Ziele, die mit der Erfa-Tätigkeit verfolgt und erreicht werden sollen?
Inspiration und einer anregende Austausch zu Betriebsthemen, welche die Mitglieder aus der Branche beschäftigen, sodass wir unsere Betriebe durch die Inputs von Experten und breit abgestützten Erfahrungen aller Gruppenmitglieder stetig weiterentwickeln und neue Ideen dazugewinnen können.
Welche Themen eignen sich zur Behandlung innerhalb der Gruppe?
Da gibt's meiner Meinung nach keine Grenzen. Einmalige Konzepte oder Personen eignen sich immer. Diese können auch nur branchenverwandt sein, also angrenzend an unsere Branche. Nächstes Mal besuchen wir auf einer «Trend-Tour» unterschiedliche, innovative Unternehmen. Darunter sind nebst Bäckerei und Confiserie-Betrieben auch solche aus der Gastronomie oder Herstellung. Ganz wichtig: Wir lernen die passionierten Menschen dahinter kennen und können uns von deren Visionen inspirieren lassen. Ausserdem gewinnen wir neue Kontakte und bauen unser Netzwerk aus. Für mich ist essenziell, dass die Zeit für die vier Tagungen pro Jahr gut investiert ist in einen ausgewogenen Mix aus Weiterbildung, Inspiration und Austausch – der Praxisbezug und klare Themenschwerpunkte sind immer vorhanden. Das Erlebnis ist ebenfalls wichtig – raus aus dem Alltag und in eine andere Welt eintauchen.
Wir planen immer genug Zeit für den Austausch untereinander ein.
Stephanie Zumbach, Leiterin Erfa-Gruppe crea♀
Welchen Stellenwert hat dabei der Austausch?
Wir planen immer genug Zeit für persönliche Gespräche und den Austausch untereinander ein. Morgens vor der Tagung stimmen wir uns jeweils über unsere Erwartungen für den Tag ab. Beim gemeinsamen Mittagessen können wir dort anknüpfen und über eigene Erfahrungen im Betrieb sprechen. Auch beim Apéro am Ende des Tages bleibt genug Zeit, uns auszutauschen. Kurz bevor ich die Leitung übernahm, hatten wir mehrere Austritte und die Gruppe musste sich neu zusammensetzen. Zuvor waren der Mix unterschiedlicher Personen und die Dynamik super. Mir war auch wichtig, wieder eine ähnliche Konstellation herzustellen. Dies ist uns gelungen.
Wie sieht die optimale Zusammensetzung einer Erfa-Gruppe aus?
Wichtig ist, dass Teilnehmende aus allen Betriebsarten vertreten sind, klein wie gross, und ein guter Mix unterschiedlicher Positionen. Denn bei uns haben Inhaberinnen manchmal einen anderen Blickwinkel als Mitarbeiter in Kaderpositionen.
Fotos: Jonas Weibel / Heinz Nussbaumer
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In unserem Blog «Inspiration» finden Sie Trends, Saisonales und Erfolgsgeschichten aus der Branche.