Korsika ist mit Bergen bedeckt. Man steckt vollständig in Schluchten, Buchten und Macchien und erlebt urtümliche Natur. Dabei gibt es so manche auf der Insel gewachsene oder hergestellte Spezialität zu entdecken.
Das «Hotel Santa Maria» liegt direkt am Meer und ist nur wenige Gehminuten vom Ort Ile Rousse entfernt. Gleich nach dem Einchecken ziehen mein Partner und ich zu Fuss los, um das Städtchen zu erkunden. Auf dem Weg der Promenade entlang öffnet sich einem der Blick ins Landesinnere: Gleich hinter dem Küstenort beginnt das Hinterland, die Hügellandschaft der Balagne, wie die Region hier im Nordwesten genannt wird. Den Hintergrund bildet eine majestätische Bergwelt, deren über 2000 Meter hohe Berggipfel das Meer zu berühren scheinen. Darunter auch der Monte Cinto, mit 2706 Metern der höchste Gipfel Korsikas.
Handwerk in der Balagne
In den Hügeln des Vorgebirges befinden sich diverse Bergdörfer. Die typisch korsische Lebensart mit deren Handwerk ist in diesen Orten bis heute bewahrt worden. Die Einheimischen präsentieren ihre einzigartigen Kostbarkeiten in ihren kleinen Ateliers oder auf den Märkten.
Einheimische Spezialitäten
Im Städtchen angekommen, bleiben wir vor der offenen Markthalle stehen: Mmmh, wie das duftet! Der Anblick der lokalen Produkte wie Käse (meist von Ziegen und Schafen), Gemüse, Fleisch, Honig, Oliven und weiteren Antipasti sowie süssen Leckereien lässt uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Aber auch viele handwerkliche Produkte – farbiges Geschirr, handgeflochtene Körbe und Textilien – gibt es hier zu entdecken.
Mittag an der «Place de Paoli»
Wir gehen weiter und gelangen zur «Place de Paoli». Pasquale Paoli gilt als «Vater des Vaterlandes» und hat Ile Rousse während der kurzen korsischen Unabhängigkeit gegründet. Es ist Mittagszeit. Wir setzen uns in eines der zahlreichen Strassencafés.
«Plat du jour»
Die Empfehlung des Tages, «le Plat du jour», ist auf einer schwarzen Schieferplatte notiert: «Pietra et Assiette Corse». Also bestellen wir korsisches Bier und eine Vorspeisenplatte. Korsika ist nicht nur bekannt für sein eigenes Kastanienbier «Pietra», sondern auch für seine zahlreichen hausgemachten Inselspezialitäten. Während wir den flanierenden Leuten zuschauen, geniessen wir Figatellu di Corsica (Wurst aus Schweineleber), Coppa (luftgetrockneter Schweinehals), Lonzu (geräuchertes Trockenfleisch), Prisuttu (geräucherter Schinken), einheimischen «chüschtigen» Käse, dazu Brot und Bier. So richtig deftig – aber schmeckt hervorragend.
Coppa vom Inselschwein
Die korsischen Wurstwaren werden in Handarbeit und vorwiegend aus Fleisch von den sogenannten Inselschweinen hergestellt. Das ist eine halbwild gehaltene Schweinerasse, die sich vorwiegend von den auf der Insel zahlreich vorhandenen Edelkastanien ernährt. Wir begegnen ihnen auf unseren Ausflügen durch den korsischen Nordwesten oft – manchmal auch mitten auf der Strasse.
Isula Rossa
Frisch gestärkt gehen wir über den Damm, der heute die vorgelagerte rote Felseninsel «La Pietra» mit Ile Rousse verbindet. Wir passieren den dadurch entstandenen Naturhafen, der von grossen Fähren aus Frankreich und Italien angefahren wird und Isula Rossa (rote Insel), wie sie die Korsen nennen, damit zu einem wichtigen Zentrum der Balagne macht. Nun steigt der Weg bis zum Leuchtturm von «La Pietra » an. Da das Wetter schön und die Sicht klar ist, sieht man hinüber bis zum Cap Corse , der schmalen Landzunge, welche die Insel nach Norden verlängert.
Fangfrisch auf den Tisch
Abends kommen wir erneut voll in Genuss der korsischen Inselküche, in der sich Italienisches, Spanisches, Provenzalisches und sogar Arabisches mischt. Und die Korsen verstehen es, ihren Gerichten mit einer Reihe von Kräutern der Macchia ihre ganz eigene korsische Note zu verleihen. Macchia ist das typische Gebüsch in den Bergen Korsikas, aus Rosmarin, Bohnenkraut, Myrte, Majoran, Basilikum, Thymian etc. bestehend. Eine Insel ohne Direktfang aus dem Meer ist undenkbar. Klar, dass auch Fisch und Meeresfrüchte zur korsischen Küche gehören. Wir geniessen an diesem Abend «Fritto misto di Pesce» (gemischte, frittierte kleine Fische: Sardellen, Garnelen, kleine Seebarben und Tintenfische) mit Pommes sowie Salat und dazu einen guten korsischen Tropfen im Restaurant «Abri des Flots».
Fisch/Meeresfrüchte in unserem Sortiment
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Picknick am Lac de Melo
Beim Frühstück am nächsten Tag lasse ich mich von einem weiteren korsischen Produkt überraschen – Klementinen. Sie sind etwas kleiner als bei uns, haben das Grün (Stengel mit Blatt) noch dran, sind kernenlos und schmecken saftig-süss. Heute wagen wir eine Fahrt ins Inselinnere nach Corte, und von dort geht es weiter ins Restonica-Tal. Die Strasse schlängelt sich während 15 Kilometern auf gut 1000 Meter über Meer hinauf bis nach «Bergeries de Grottelle». Von dort wandern wir rund eine Stunde hinauf zum Lac de Melo . Der See ist ein Überbleibsel der letzten Eiszeit vor 12 000 Jahren. Es ist windig-kühl da oben auf über 1700 Meter über Meer. Daher schmecken die korsische Melone und die Canistrelli besonders gut. Canistrelli sind ein typisches korsisches Mandelgebäck, das traditionell aus Kastanienmehl hergestellt wird.
Corte, die heimliche Hauptstadt
Mit Paoli stieg Corte kurzfristig zur Haupt- und Universitätsstadt Korsikas auf. Nach der Machtübernahme durch die Franzosen änderte dies wenige Jahre später wieder. Die Universität ist seit 1981 wieder geöffnet und beschert der eher kleinen Bergstadt jährlich 4500 Studierende. Im Sommer ist es hier etwas kühler als am Meer, und die imposante Aussicht von der Zitadelle aus entschädigt für das anstrengende Treppensteigen.
Bis zum Pass an der Nordspitze
An einem weiteren Ferientag nehmen wir die Fahrt ans Cap Corse unter die Räder. Die Strassen auf Korsika sind eng und kurvenreich. Aber dafür verlaufen die Küstensträsschen wirklich direkt dem Meer entlang. Das heisst, sie vermitteln einem oft das Gefühl, dass man bei der nächsten unübersichtlichen Kurve direkt im Meer landet. Doch die wunderschönen Ausblicke auf Berge und Meer und unzähligen Haltemöglichkeiten entschädigen nicht nur für die Kurven, sondern für alles. Auf dem Pass «Col de la Serra» auf 365 Meter Höhe, nahe der Nordspitze des Cap Corse, steigen wir in wenigen Minuten zu Fuss hoch zur Windmühle Mattei , wo wir mit einem atemberaubenden Panorama belohnt werden.
«Muscat du Cap Corse»
Bei der Weiterfahrt, der Ostküste des Cap Corse entlang, sichten wir sogar die Insel Elba. Wir besuchen die auf den «Muscat du Cap Corse» spezialisierte Weinbauregion, bevor wir nach Bastia gelangen. Der natürliche AOC-Süsswein «Muscat du Cap Corse» zählt zu den besten der Welt. Aber auch korsischer Rot-wein schmeckt: Er ist leicht, von dunkler Farbe und seine Tannine wecken Erinnerungen an grosse Weine. Klar, dass wir nach diesem erlebnisreichen Tag Lust auf «Moules et Frites» sowie St.-Peters-Filet haben und zum Dessert «Muscat du Cap Corse» bestellen.
Korsika ist eine Reise wert – besonders, wenn man das Meer und die Berge vereint mag sowie lokale Spezialitäten liebt.
Die Weinregion Korsika in Zahlen
- Drittgrösste «Weininsel» im Mittelmeerraum
- 2885 Sonnenstunden im Jahr – französischer Rekord!
- 9000 ha Anbaufläche
Typisch korsisch!
Der Geheimtipp – korsisch-mediterrane A-la-carte-Küche: zum Beispiel «Stufatu» – Lasagne mit Rind- oder Lammfleisch, Zwiebeln und Käse – und Macchia-Risotto mit Muscheln oder Penne mit Meeresfrüchten.
Restaurant L’Altore
Place du Marché, Ile Rousse,
Tel. + 33 4 95 60 31 41
Moules & Co.
Beehren Sie eines der besten Fischrestaurants der Insel, direkt neben dem Fährhafen von Ile Rousse. Nach dem Tagesfang zu fragen, lohnt sich.
Restaurant Abri des Flots
Route de la Pietra, Ile Rousse,
Tel. +33 4 95 56 59 24