Eine neue Verteilzentrale in der Ostschweiz – das ist ein bedeutender Schritt für Pistor. Wir haben Infrastrukturchef Michael Waser gebeten, uns zu dem Projekt Rede und Antwort zu stehen: Warum machen wir das, wie machen wir das – und weswegen wird das Projekt als besonders nachhaltig angepriesen?

Warum baut Pistor eine zweite Verteilzentrale?

Erstens entspricht die Verteilzentrale unserer strategischen Zielsetzung, nachhaltig und langfristig profitabel zu wachsen. Zweitens bieten wir unseren Kunden schnellere Wege und eine nachhaltige Belieferung. Und drittens macht es auch punkto Mobilität Sinn, nahe beim Kunden zu sein: So umgehen wir nicht nur Staus, sondern federn auch jene Kosten ab, die im Strassenverkehr in Zukunft steigen werden. Zum Beispiel die Schwerverkehrsabgabe, Kraftstoffpreise oder Abgaben für CO2.

Wir können die Lieferfrequenzen für die dortigen Kunden erhöhen.

Warum hat Sennwald im Kanton St. Gallen bei der Standortwahl das Rennen gemacht?

Für Pistor war es sehr wichtig, ein Grundstück mit Bahnanschluss und nahe der Autobahn zu finden. Die Suche danach dauerte mehrere Jahre, bis wir schliesslich in Sennwald fündig wurden. Das Grundstück erfüllt all unsere Vorgaben und ist optimal gelegen.

Per wann ist die Verteilzentrale startbereit? Kannst du noch schlafen vor lauter Arbeit?

Wie ihr richtig vermutet, gibt es aktuell viel Arbeit im Infrastrukturbereich, aber ich schlafe bestens. Den Betriebsstart planen wir aufs Frühjahr 2024, grössere Einsprachen erwarten wir nicht.

Verteilzentrale Ostschweiz Pistor AG

Info

Neues Pistor Verteilzentrum Ost

Wir schaffen neue Kundenvorteile für die Ostschweiz – deshalb bauen wir in Sennwald SG eine neue Verteilzentrale.

Was kann die VZ Ost, was andere nicht können?

Der Vorteil unserer Verteilzentralen ist sicher, dass Pistor nur einen einzigen, zentralen Lagerort in Rothenburg betreibt. In den Verteilzentralen gibt es hingegen kein Lager: Wir laden eigentlich nur von der Bahn auf unsere Lkws um, wodurch wir überall um fünf Uhr morgens mit unseren Touren starten können. Vor allem aber ist die Verteilzentrale Ost eines: nachhaltig.

Die VZ Ost ist vor allem eines: nachhaltig.

Was genau ist denn daran so nachhaltig? Gibst du uns ein paar Beispiele?

Es ist ein Holzgebäude. Die gesamte Dachfläche wird mit einer Solaranlage versehen und die Wärme mit einer Wärmepumpe erzeugt. Ein weiteres Novum ist, dass wir die Lkws und die Bahnwaggons mit Regenwasser reinigen.

Das kostet sicher den einen oder anderen Franken.

Ja, diese nachhaltige Bauweise kostet rund 1,5 Millionen Franken mehr als die herkömmliche. Ich finde das auch richtig, denn ich sehe es als Aufgabe von Pistor, mit den vorhandenen Ressourcen schonend umzugehen. Wir Menschen können die Ökosysteme unserer Erde nicht erhalten, wenn wir so weitermachen wie bislang. Wir müssen nachhaltigere Entscheidungen treffen.

Du sagst, beim Bau soll viel Holz eingesetzt werden. Was sind die Vorteile davon?

Holz ist spitze in Sachen bauphysikalische Eigenschaften. Es besitzt eine äusserst hohe mechanische Festigkeit. Noch entscheidender ist aber das vorteilhafte Verhältnis von Festigkeit zu Eigengewicht: Bei gleicher Tragfähigkeit ist Holz leichter als Stahl und fast so druckfest wie Beton. Ein weiterer Punkt ist, dass sich Gebäude aus Holz besser in eine Landschaft integrieren und nicht als Fremdkörper wahrgenommen werden.

Holz ist spitze in Sachen bauphysikalische Eigenschaften.
Raphael Dorigo im Gespräch mit Projektleiter Michael Waser
Raphael Dorigo im Gespräch mit Projektleiter Michael Waser.

Pistor will CO2 einsparen, indem Waren per Bahn nach Sennwald angeliefert werden. Lässt sich diese Einsparung beziffern?

Ja, wir verhindern auf diese Weise etwa 330 Tonnen CO2 pro Jahr.

Du bist Leiter der Nachhaltigkeitsgruppe. Ist der nachhaltige Bau «dein Baby» oder trieb das die Führungsetage voran?

Das lief Hand in Hand. Es ist zwar «mein Baby», aber so was ginge nicht ohne die Geburtshelfer Geschäftsleitung und Verwaltungsrat. Schliesslich sind sie es, die über solche Projekte entscheiden. Für mich ist es sehr wichtig, bei neuen Investitionen die Nachhaltigkeit miteinzubeziehen. Längerfristig macht sich das immer bezahlt, auch wenn es vielleicht zu Beginn wirtschaftlich nicht belegbar ist.

Nachhaltigkeit

Unser Engagement

Wächst ein Unternehmen, so wächst auch seine soziale, ökologische und ökonomische Verantwortung. Diese Verantwortung nehmen wir aktiv wahr, indem wir uns Nachhaltigkeitsziele stecken und zielstrebig verfolgen.

Das sind unsere Ziele

Was kostet die VZ Ost? Können wir das stemmen?

Die Investition beläuft sich total auf rund 18,5 Millionen Franken, Grundstück inklusive. Wir können das stemmen und sehen es als Investition in die Zukunft von Pistor. Natürlich müssen wir in der Region Ostschweiz dann auch Mehrumsätze reinholen, aber in dem Punkt sind wir zuversichtlich.

Was ist denn das quantitative Ziel? Und wie erreichen wir es?

Wenn wir unseren Job gut machen, rechnen wir in den nächsten zehn Jahren mit einem Mehrumsatz von über 25 Millionen Franken. Schliesslich haben wir in der Ostschweiz künftig drei Vorteile: Wir sind schneller, flexibler und regional verankert. Dadurch können wir bestehenden Kunden mehr Liefertage anbieten und mehr Umsatz generieren. Auch potenzielle Kunden lassen sich besser ansprechen, gerade in Tourismusgebieten, wo die Betriebe frühmorgens beliefert werden wollen.

Gibt es Herausforderungen, die das Projekt VZ Ost mit sich bringt?

Die grösste Herausforderung war eigentlich, in dieser Region überhaupt ein geeignetes Grundstück zu finden. Jetzt verbleiben die alltäglichen Herausforderungen, die jeder Neubau mit sich bringt.

Wie viele Leute werden vor Ort arbeiten?

Das können wir heute noch nicht abschliessend sagen. Sicher ist, dass vorwiegend Lastwagenfahrerinnen und -fahrer vor Ort sind und dass wir voraussichtlich zwölf neue Stellen schaffen. Im Gegensatz zu Chavornay sehen wir nicht vor, dass Mitarbeitende von Verkauf oder Disposition vor Ort sein werden, sondern dass sich das von Rothenburg aus steuern lässt.

Auf was freust du dich am meisten beim Projekt?

Wenn die ersten Bahnwaggons mit Produkten in Sennwald eintreffen – da wird mein Herz höherschlagen (lächelt stolz).

Bilder: Pistor AG

Es werden vorwiegend Lastwagenfahrerinnen und -fahrer vor Ort arbeiten.
raphael dorigo salat

Raphael Dorigo

Interviewer

Als Sprachgourmet kreiere ich leidenschaftlich Texte, die mehr sind als Wortsalat.

Teilen Sie diesen Beitrag

Weitere ähnliche Beiträge