Die Pistor Genossenschaft will ihren Hauptsitz in Rothenburg mit Neubauten vergrössern. Wir sprechen mit Geschäftsleitungsmitglied Richard Betschart über die Gründe für die Erweiterung und fragen ihn, wie zuversichtlich er der Abstimmung rund um die Umzonung entgegenschaut.
Richard Betschart, Pistor hegt in Rothenburg Expansionswünsche. Wieso?
Weil wir stark wachsen. Wir beliefern längst nicht mehr nur Bäckereien, sondern auch Gastronomie- und Gesundheitsbetriebe wie Spitäler oder Altersheime. So wird unser letztes Geschäftsjahr punkto Umsatz und Anzahl Mitarbeitende als Rekordjahr in die Geschichtsbücher eingehen. Wir haben die Marke von 600 Mitarbeitenden erreicht und wollen im 2023 weitere 80 Personen einstellen.
Welche Art von Gebäuden sieht Pistor vor?
Vor allem Lager-, Warenumschlags- und Distributionsflächen. Hinzu kommen Auto-, Lkw- und Veloparkplätze sowie Büroflächen. Langfristig würden wir insgesamt rund 31'700 Quadratmeter Land beanspruchen, was einer Grösse von vier Fussballfeldern entspricht.
Wir haben die Marke von 600 Mitarbeitenden erreicht und wollen weitere 80 einstellen.
Welchem konkreten Zweck dienen die geplanten Bauten?
In Rothenburg verfügen wir über eine Infrastruktur mit hochautomatisierten Logistiklösungen. Diese gilt es zu erweitern. Nur so können wir noch effizienter werden und uns eine gute Ausgangslage für die Zukunft schaffen, auch was den Warenumschlag und die Distribution von Medizinalverbrauchsartikeln betrifft. In diesem Bereich, also in der Belieferung von Spitälern und Altersheimen mit Waren wie z.B. Verbandsmaterial oder Spritzen, wollen wir deutlich wachsen. Denn wenn wir schon Lebensmittel an Spitäler ausliefern, können wir auch Care-Produkte mitanbieten. Wir beliefern zwar heute schon einige Care-Kunden , allerdings haben wir eingeschränkte Raumkapazitäten für ein weiteres Wachstum. Deshalb brauchen wir die Erweiterung des Warenumschlagszentrums mit spezifischen Logistikfunktionen für das Care-Sortiment.
Ein solches Bauprojekt stellt man nicht von heute auf morgen auf die Beine. Seit wann beschäftigt sich Pistor damit?
Seit 2018. Damals sind wir an die Gemeinde Rothenburg herangetreten mit dem Wunsch, das Grundstück südlich unseres Areals in Industrie-Bauland umzonen zu lassen. Hierfür ist eine Teilrevision der Ortsplanung nötig, welche am 12. März 2023 ordnungsgemäss vor das Volk kommt.
Wir sind ein Rothenburger Unternehmen und werden es bleiben.
Sind Sie guter Dinge, dass das Stimmvolk ein «Ja» in die Urne legen wird?
Ja. Der Kanton Luzern und die Gemeinde Rothenburg sowie die grossen Parteien stehen dem Projekt positiv gegenüber. Und auch an der Gemeindeorientierung der Bürger zur Abstimmung gab es keine kritischen Voten. Schlussendlich ist es aber ein demokratischer Entscheid, dessen Ausgang sich nicht vorhersehen lässt und den wir natürlich respektieren werden.
Was würde bei einem «Nein» passieren? Könnte sich Pistor überlegen, aus Rothenburg wegzuziehen?
Ein Wegzug ist kein Thema. Wir sind ein Rothenburger Unternehmen und werden es bleiben. Wir fühlen uns der Gemeinde und der Region sehr verbunden und sind ein wichtiger Arbeitgeber. Sollte das Abstimmungsresultat negativ ausfallen, müssten wir andere Lösungen suchen, auch ausserhalb der Gemeinde. Das wäre für uns logistisch deutlich umständlicher, als das bestehende Areal zu erweitern.
In Ihrem geplanten Verteilzentrum in der Ostschweiz setzen Sie voll auf den ökologischen Aspekt. Wie nachhaltig würden Sie in Rothenburg bauen?
Das Thema Nachhaltigkeit liegt uns sehr am Herzen. Wir werden daher auch bei den Neubauten in Rothenburg darauf setzen. Beispielsweise verfolgen wir reduzierte CO2-Emmissionen beim Bau oder sehen eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sowie eine Teilbegrünung der Fassade vor. Zudem werden wir vermehrt Elektro-Lkws einsetzen. Bis Ende 2023 werden wir übrigens bereits 11 Elektro-Lkws in unserer Flotte haben.
Wann planen Sie den Baubeginn und wie viel würde das Projekt kosten?
Erst, wenn die Stimmbevölkerung grünes Licht gibt, können wir in die Planung effektiv angehen. Daher lassen sich heute nur Schätzungen abgeben: Der Spatenstich dürfte im Jahr 2026 erfolgen. Was das Finanzielle angeht, rechnen wir mit einem höheren zweistelligen Millionenbetrag. Solch eine Investition sehen wir ganz im Sinne unserer Kunden: Als Genossenschaft reinvestieren wir Gewinne in die Zukunft. Je moderner unsere Infrastruktur, desto besser und zuverlässiger können wir unsere Kunden beliefern. Eine Win-Win-Entwicklung.