St. Moritz und die Luxushotellerie – eine Symbiose mit viel Tradition. Mit dem Hotel Grace la Margna St Moritz hat das mondäne Dorf seit gut eineinhalb Jahren eine neue Perle gewonnen.
- Das «Grace La Margna St Moritz» ist nach über 100 Jahren das erste 5-Sterne-Hotel, das im Nobelort seine Türen öffnet.
- Es ist das einzige Hotel mit 5 Sternen, das 365 Tage offen ist.
- Das Team um David Frei, Jarik Tschirky und Erica Curti leistet Aussergewöhnliches und möchte den Ort für ein jüngeres Publikum attraktiver machen.
- Das Durchschnittsalter der Angestellten liegt bei 26 Jahren.
Heute besuche ich das Hotel Grace la Margna St Moritz, weil das altehrwürdige Hotel von einem aussergewöhnlich jungen Team geführt wird. Wenige Schritte vom Bahnhof und schon stehe ich vor der Tür des 1907 eröffneten Hotels. Nach einem zehnjährigen Umbau und dem Bau eines zweiten Flügels heisst das Hotel seit 2023 unter dem Namen GRACE LA MARGNA ST MORITZ wieder Gäste aus aller Welt willkommen. Für St. Moritz war es die erste Eröffnung eines Fünf-Sterne-Betriebs nach über hundert Jahren.
Auf Umweg zur Berufung
Etwas ehrfürchtig trete ich ein, gehe die Treppe hoch und öffne die Tür zur Lobby – und spüre unmittelbar eine völlig ungezwungene Atmosphäre. Ein Paar geht an mir vorbei, gekleidet sind sie in Jeans und T-Shirt. Ich treffe Jarik Tschirky, den Executive Assistant Manager. Er wirkt entspannt, obwohl ich weiss, dass seine Agenda übervoll ist.
Wir setzen uns auf ein Sofa in der Bar und der 28-Jährige erzählt von seinem Werdegang: «Meine Laufbahn in der gehobenen Hotellerie begann vor zehn Jahren als Butler im ‹Grand Resort Bad Ragaz›. Damals war ich allerdings von diesem Weg noch ganz und gar nicht überzeugt. Ich stamme aus einer Hotelierfamilie und wollte sicher nie ‹so einen Seich› wie mein Vater machen: keine Zeit für Familie, an den Wochenenden und sogar an Weihnachten arbeiten. Ich wollte etwas anderes machen und begann das Studium an der Hochschule St. Gallen. Nach wenigen Monaten merkte ich aber, dass mir das Menschliche fehlte. Die Hotelfachschule kristallisierte sich danach als die einzig richtige Ausbildung heraus. Diese absolvierte ich von 2018 bis 2021 in Lausanne.»
Er mache nun zwar nicht alles so, wie sein Vater ihm rate, aber er habe zumindest jemanden, bei dem er eine zweite Meinung einholen könne. «Ich liebe das Unvorhersehbare. Hier weiss man nie, was der Tag bringen wird.» General Manager (GM) David Frei stösst zu uns. Mit seinen 39 Jahren ist David wohl einer der jüngsten GM in der Luxushotellerie. Die beiden haben sich im Grand Resort Bad Ragaz kennengelernt und sich seither nicht mehr aus den Augen verloren. David wurde von den Investoren als Erster ins Boot geholt, um die Wiedereröffnung des «Grace» zu verwirklichen. Er holte Jarik dazu, und die beiden waren seit 2020 in die Projektplanung involviert. Im August 2023 konnten David und Jarik die Tore ihres Hotels öffnen.
Ich wollte sicher nie ‹so einen Seich› wie mein Vater machen.
Jarik Tschirky
Executive Assistant Manager
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Grace la Margna St Moritz
7500 St. Moritz
Restaurants: The View mit mediterran geprägter Kulinarik, The Max & Moritz mit Fondue, Röschti & Co., Terrazza bei schönem Wetter, N/5 – The Bar, wo die Kunst der Mixologie auf jugendliche Begeisterung in einem unvergleichlichen Barkonzept trifft, Living Room mit Afternoon Tea und einer exklusiven Teeauswahl von Mariage Frères
Annehmlichkeiten: 74 Zimmer, Spa mit 20-Meter-Indoorpool, Hotpot, Saunas und vielem mehr
Kernteam: David Frei, General Manager, Jarik Tschirky, Executive Assistant Manager, Erica Curti, Corporate-Culture-and-People-Managerin, Andrea Bonini, Executive Chef, Pia Baumann, Front of House Manager, Stefanie Ulitzsch, Execute Housekeeping, Livia Schmidt, Culinary & Events Manager, Nils Cassignol, F&B Operations Manager, Armin Edl, Head Engineering
Mitarbeitende: 90–180, Durchschnittsalter ca. 26 Jahre
Andersartig und wertschöpfend für alle
Was ist es, das hier anders ist? Jarik beginnt: «Wir wollten keinen anderen Betrieb kopieren, sondern sahen unsere Aufgabe darin, den Ort zu verjüngen.» David ergänzt: «Unsere Türen sind 365 Tage offen. Dafür braucht es einerseits ein cleveres Konzept, andererseits machen wir uns so mit einer hervorragenden Servicequalität einzigartig. Unser Team muss sich nicht zu Saisonbeginn erst einspielen. Der grösste Unterschied aber macht bestimmt die stilvolle Atmosphäre aus.» Es zeichnet sich ab, dass die Strategie funktioniert. Viele «Grace»-Gäste sind zum ersten Mal in St. Moritz. «Dadurch, dass wir eine neue Klientel anziehen, vergrössern wir den Kuchen für St. Moritz und schneiden nicht ein Stück des bestehenden ab», erklärt Jarik und David fügt hinzu: «Wir beobachten zudem, dass übers Jahr hinweg immer mehr Restaurants ihre Öffnungszeiten verlängern. Das macht den Ort eindeutig attraktiver.»
Mitverantwortlich für den Erfolg ist die dritte Person, mit der ich mich heute unterhalten darf. Erica Curti ist Corporate-Culture-and-People-Managerin. Jarik verabschiedet sich und Erica setzt sich zu David und mir aufs Sofa.
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Offen zelebrierte Feedback-Kultur
Weil mir Ericas Berufsbezeichnung so gut gefällt, spreche ich sie darauf an: «Bei uns arbeiten Menschen aus 14 verschiedenen Ländern, da sind die verschiedenen Kulturen für die Zusammenarbeit von zentraler Bedeutung. Die Bezeichnung Human Resources mag ich nicht, das klingt so, als ob es sich bei unseren Teammitgliedern um eine Ware handeln würde. Deshalb die People-Managerin. Das Durchschnittsalter unseres Teams liegt bei 26 Jahren, und ich stelle fest, dass die jungen Menschen zwischen 20 und 30 emotionaler unterwegs sind, als das bei älteren der Fall ist, die ein Feedback tendenziell rationaler entgegennehmen.»
«Apropos Feedback», hakt David ein, «eine objektive Feedback-Kultur ist uns äusserst wichtig. Allen, die wir einstellen, möchten wir den nächsten Karriereschritt ermöglichen. Doch oft fangen diese jungen Menschen mit teilweise überhöhten Ansprüchen hier an und wollen schon nach zwei Monaten die Abteilung wechseln oder gar befördert werden. Da ist es wichtig, mit klaren Zielvereinbarungen zu arbeiten. Vielen wird erst dann klar, wo sie überhaupt stehen.» Da sei es von Vorteil, dass man als Vorgesetzter altersmässig nicht ganz so weit von den Mitarbeitenden weg sei, meinen die beiden einstimmig – auch Erica ist erst 36 Jahre alt.
Die jungen Menschen zwischen 20 und 30 sind oft sehr viel emotionaler unterwegs.
Erica Curti
Corporate-Culture-and-People-Managerin
Als mir das Gespräch auf dem Heimweg durch den Kopf geht, empfinde ich grosse Bewunderung dafür, wie sich diese jungen Menschen sowohl dem exklusiven Gästeerlebnis verschrieben haben als auch ihrer Verantwortung gegenüber ihren jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – und das mitten in St. Moritz, dem oftmals klischeebehafteten Nobelkurort.
Fotos: Brechenmacher Baumann Photo, Jürg Waldmeier