Der Fleischkonsum stelle unseren Planeten auf die Probe, äussern sich die vier Gründer von Planted, einem Foodtech Startup und Spin-off der ETH. Darum entwickelten sie planted.chicken – ein 100% pflanzenbasiertes Fleisch aus Erbsenprotein, Erbsenfasern, Rapsöl und Schweizer Wasser. Wir haben uns mit Virginia Beljean, Kommunikationsverantwortliche von Planted, unterhalten.
Fleisch aus Pflanzen: Wie ist die Idee dazu entstanden?
Die Idee zum Projekt ist durch die dringende Notwendigkeit entstanden, dass wir etwas verändern müssen, respektive etwas passieren muss. Der Anstieg der Weltbevölkerung, die steigenden Einkommensniveaus und die Urbanisierung sind die grössten Treiber für den Fleischkonsum. Diese immensen, für unseren Planeten nicht nachhaltigen, Fleischmengen stellen unseren Planeten vor eine grosse Herausforderung: Die Treibhausgasemissionen der Viehzucht-Industrie betragen derzeit 13% der globalen Treibhausgasemissionen – so viel wie alle Transportmittel zusammen. Wir essen definitiv zu viel Fleisch und müssen deshalb eine nachhaltige Lösung für unseren globalen Proteinbedarf finden.
Als Pascal Bieri, Mitbegründer von Planted, 2017 beruflich in den USA tätig war, wurde er auf verschiedene Fleischersatzprodukte aufmerksam. Er kontaktierte seinen Cousin Lukas Böni, der gerade daran war, seinen Doktortitel in Lebensmittelverfahrenstechnik abzuschliessen. Zurück in der Schweiz formulierten sie ihre Idee, pflanzenbasierte und vor allem natürliche Lebensmittel herstellen. Ziel war es, im Gegensatz zu vielen anderen Fleischersatzprodukten, eine möglichst kurze und natürliche Zutatenliste zu haben. ETH-Professor Erich Windhab brachte die beiden mit dem ETH-Doktoranden Eric Stirnemann zusammen, der sich mit dem Verfahren der Nassextrusion besonders gut auskennt. Komplettiert wurde das Team durch Christoph Jenny, ein Finanzfachmann, der bereits viel Erfahrung in der Gastro-Branche aufbauen konnte. Planted startete zu Beginn mit 150'000 Franken des ETH Pioneer Fellowship.
Was verbindet die vier Gründer?
Die Vision einer nachhaltigeren und tierlosen Zukunft, ohne auf Genuss, Geschmack und den Biss oder das Mundgefühl von Fleisch verzichten zu müssen. Die Gründer kannten sich bereits vor Planted – alle vier sind sehr verschieden und ergänzen sich als Gründungsteam ideal.
Warum sollte man möglichst nahe an die Konsistenz und den Geschmack von Fleisch herankommen, wenn man Fleisch gar nicht essen möchte?
Diese Frage kommt immer wieder. Es gibt verschiedene Aspekte – die meisten Menschen essen aus ethischen Gründen kein Fleisch, mögen aber Geschmack und Textur. Unsere Zielgruppe besteht, entgegen vieler Erwartungen, nicht nur aus Vegetariern oder vegan lebenden Personen, sondern vor allem aus Flexitariern, die gerne eine gesündere und nachhaltigere Alternative zu traditionellem Fleisch suchen. Diese Menschen suchen den Biss, das Mundgefühl und die Nährwerte von Fleisch und wir bauen dies nach. Einen Impact auf die Umwelt und den Tierschutz haben wir nämlich nur dann, wenn auch Fleischesser zur Alternative greifen.
Pflanzliche Fleischalternative
Nebst planted.chicken sind weitere pflanzliche Alternativen im Aufschwung. Erfahren Sie mehr in unserem Blog-Beitrag.
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Momentan gibt es zwei Produkte – entwickeln Sie weitere Fleischsorten auf Pflanzenbasis
Wir arbeiten an verschiedenen Produkten und Fleischsorten. Als Foodtech Startup und Spin-off der ETH ist Forschung bei uns ein zentrales Thema. Wir verstehen die Unterschiede der verschiedenen Pflanzenproteinen, Fasern und deren Mischungen und können so verschiedene texturierte Proteine herzustellen. So schaffen wir Strukturen, die dann verschiedenen Fleischsorten ähneln: Von Fisch über Hühner- bis hin zu Rindfleisch. Wir arbeiten gerade an unserem nächsten Produkt: planted.pulled.pork, das im Frühling 2020 auf den Markt kommt.
Muss das Produkt speziell zubereitet werden?
Planted.chicken kann wie herkömmliches Pouletfleisch zubereitet werden, ausser, dass es auch kalt verwendet werden kann. Man kann es braten, frittieren, backen oder roh verwenden. Wir haben Kochtipps und Rezepte zusammengestellt, die bei der Zubereitung helfen und inspirieren.
Welches ist Ihr Lieblingsrezept mit planted.chicken?
Es gibt kein Lieblingsrezept. Ich liebe die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von planted.chicken und experimentiere gerne damit, indem ich in klassischen Gerichten Fleisch durch planted.chicken ersetze. Ob Spiessli, Curries, Suppen, Pies, Pizza, Zürcher Geschnetzeltes, Sandwiches oder Burger – es schmeckt einfach immer.
Virginia Beljean
Unsere Interviewpartnerin war zu dem Zeitpunkt für die Kommunikation von Planted Foods verantwortlich.
«Was denken Sie: Wann wird mehr planted.chicken gegessen als herkömmliches Poulet?»
Da gibt es sicher noch einige Herausforderungen. Fleisch ist durch jahrhundertelange Tradition und effiziente Industrien optimal gestaltet und somit günstig geworden – Menschen kennen es, mögen es und möchten die ihnen bekannten Rezepte einfach und schnell nachkochen. Wir werden langfristig günstiger und effizienter, wenn die Prozesse für pflanzliches Fleisch stärker automatisiert werden. Dadurch, dass wir direkt aus der Pflanze Fleisch herstellen und nicht noch zuerst ein Tier gross züchten müssen, entsteht keine Ineffizienz. Ich denke, in drei Jahren konsumieren wir deutlich mehr pflanzliches Fleisch und in fünf Jahren vielleicht mehr als Fleisch vom Tier. Unsere Zukunftsvision ist eine Proteintheke anstelle einer Fleischtheke: Da können Kunden an einer Proteintheke frei zwischen tierischen und pflanzlichen Proteinen auswählen.
«Wenn wir davon ausgehen, dass das Produkt immer beliebter wird, braucht es mehr Anbauflächen. Wie stellen Sie die Nachhaltigkeit sicher?»
Im Moment werden viel grössere Flächen gebraucht, um Tierfutter herzustellen – nur um diese Pflanzen an ein völlig ineffizientes Tier zu verfüttern, aus dem darauf wiederum Protein hergestellt wird. Es werden beispielsweise 5 Kilogramm pflanzliches Protein benötigt, um 1 Kilogramm tierisches Protein zu produzieren. Unser Leitspruch lautet deswegen: «Skip the animal» – also, das Tier (in der Wertschöpfungskette) überspringen.
Wie funktioniert die Finanzierung von Planted?
Einerseits verkaufen wir unser planted.chicken an die Gastronomie, den Detailhandel und direkt an Konsumenten über den Webshop. Andererseits konnten wir eine erste Finanzierungsrunde im Oktober 2019 über 7 Millionen Schweizer Franken abschliessen, die uns erlaubt zu wachsen, die Produktion aufzubauen und zu expandieren.
So finanziert das Startup seine Expansionspläne
Unter den Investoren ist auch die Hiltl AG. Wie kam die Zusammenarbeit zustande?
Rolf Hiltl und sein Team sind überzeugt von unserer Vision, dem Produkt und vom Team. Die enge Zusammenarbeit mit den Hiltl-Köchen und dem gesamten Team ist für beide Seiten eine Bereicherung.
Über Planted
100% pflanzenbasiertes Fleisch: Planted Foods AG, ein Startup mit Sitz in Zürich, ist ein Spin-off der ETH Zürich, das pflanzenbasiertes Fleisch produziert, um die steigende Nachfrage nach nachhaltigem Protein zu decken. Planted Foods begann seine Forschung im Jahr 2017 und hat sich der Vision verschrieben, das bestschmeckendste, nachhaltigste und rein pflanzliches Fleisch zu entwickeln. Das erste Produkt ist «Poulet» aus Erbsen und läuft unter dem Brand planted.chicken™.
Nur eine Handvoll sorgfältig ausgewählter, natürliche Inhaltsstoffe werden verwendet: Erbsenprotein, Erbsenfasern, Rapsöl und Schweizer Wasser. Planted.chicken hat einen höheren Nährwert als tierisches Fleisch, schmeckt toll, ist saftig, zart und gesund. Alle unsere Produkte sind gluten- und sojafrei, -kohlenhydratarm und reich an gesunden Pflanzeneiweissen, Aminosäuren und Ballaststoffen. Ausserdem ist planted.chicken frei von chemischen Lebensmittelzusätzen, GMO, Antibiotika und Hormonen. Mit Planted ist ein gesunder Lebensstil auf pflanzlicher Basis möglich, ohne klassische Fleischgerichte aus dem Menü zu streichen zu müssen.
Bilder: planted foods AG