Früher galt Dürrenroth als Postkutschenstation und Halt für den Pferdewechsel auf der beschwerlichen Reise von Luzern nach Bern. Dank dem entstanden prunkvolle typisch Emmentaler Gästehäuser, die den ländlichen Charme prägten. Geblieben sind die ehrliche und offene Gastfreundschaft, das Verarbeiten regionaler Lebensmittel und Wellness in der Natur.

Zum Romantik Hotel Bären in Dürrenroth gehören das Gästehaus Kreuz, das Gartenfenster mit Wohnideen und ein prächtiger Garten zum Verweilen. In dieser Idylle wähnt man sich um Jahrzehnte zurückversetzt in eine Zeit, die fernab von Hektik und Stress ein glückliches Dasein verspricht. Ein Ort, um Kraft zu tanken. Es scheint, als stünden die Gebäude für die Ewigkeit in ihrer dominanten und unverwüstlichen Art für die Zukunft gebaut. Die Leidenschaft von Volker und Chantal Beduhn, dem Direktorenehepaar, spielt eine wesentliche Rolle. Restaurationen der Hotel- und Gästegebäude gehören in den vergangenen Jahren nebst dem Tagesgeschäft zur weiteren Herausforderung der beiden. Im letzten Jahr während der Corona-Zeit wurde umgebaut: Eine neue Sichtküche, Bar und ein zusätzliches «Sääli». Über eine Million Franken investiert der im Schwarzwald aufgewachsene Hoteldirektor im vergangenen Jahr.

Blog Romantik Hotel Bären Dürrenroth Aussenansicht
Mitten im Dorf, doch Erholung pur auf der Terrasse des Hotels Bären.

Der Händedruck fehlt

Vor dem Gästehaus Kreuz stehen einige Koffer. Strikt nach Vorgabe des BAG verabschiedet sich Volker Beduhn mit einem Winken und einigen Worten von den Gästen. «Leider fällt das Händeschütteln seit geraumer Zeit weg. Es fehlt mir. Ein Händedruck ist für mich etwas Persönliches», hält Volker Beduhn fest. Der Hoteldirektor hat in etlichen Bereichen der Gastronomie und Hotellerie gearbeitet. Nach der Hotelfachschule in Zürich und Stationen im Hotel Beatus in Merligen und im Ermitage Wellness- & Spa - Hotel in Schönried übernahm er mit seiner Frau dieses Emmentaler Hotel.

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Volker Beduhn übernahm das Romantik Hotel Bären zusammen mit seiner Frau.

Schwäne im Hotelzimmer

Im Gästehaus herrscht emsiges Treiben. Zimmer werden gereinigt und für ankommende Gäste vorbereitet. Anna Röthlisberger, die Lernende Hotelfachfrau, eilt mit Rosenblättern und zwei weissen Frotteetüchern an uns, dem Direktor und mir, vorbei. Auf meinen fragenden Blick hin führt mich der Direktor in das Zimmer, wo sie verschwunden ist. «Heute Abend kommt ein Ehepaar, das ihren Hochzeitstag feiert und da wollen wir sie überraschen», erklärt Anna Röthlisberger. Konzentriert rollt sie das Frotteetuch von der Mitte aus zusammen. Schnell und unverkennbar formt Anna Röthlisberger einen Schwan aus dem Frotteetuch. Kurze Zeit später noch einen zweiten. Flink greift sie zu den Rosenblättern und streut diese über die zwei Schwäne auf dem Bett. «Früher verwendeten wir echte Rosenblätter aus unserem Garten. Die Spuren der zerriebenen Blätter auf dem Boden und den Duvets bewogen uns dazu, künstliche einzusetzen», erklärt Volker Beduhn.

Drehschloss mit Herz

Das Gästehaus bietet in einigen Zimmern Wellnessoasen mit Whirlpool, Massagen und einem Doppelbett mit Sicht auf das Cheminée. Im historischen Gebäude befinden sich moderne, künstlerische Elemente sowie antike Möbel mit gehobenem Komfort. In den ehemaligen Stallungen der Postkutschenstation nebenan befinden sich einfache Doppelzimmer für Wanderer, Pilger oder Radfahrer. Früher diente dem Gast ein elektronisches Schliesssystem dazu, sein Zimmer abzuschliessen. «Als dieses System erneuert werden musste, besannen wir uns darauf, wie es früher gewesen war. Und genau so wollten wir es wieder. Gäste erhalten heute einen grossen Schlüssel fürs Abschliessen der Zimmertüre. Vom Schreiner im Dorf bestellten wir für jedes Zimmer ein Herz aus Holz mit der Zimmernummer darauf. Unsere Gäste sind begeistert. Wir müssen achtgeben, dass sie die Schlüssel nicht als Andenken mit nach Hause nehmen», erzählt der Direktor schmunzelnd.

Romantik Hotel Bären Dürrenroth Herzschlüssel
Die Herzen aus Holz werden vom Schreiner im Dorf hergestellt.

Das Gartenfenster

Hinter dem Gästehaus befindet sich das Paradies für Gäste und Reisende, die auf Wohnideen und Dekorationen stehen oder ein Souvenir mit nach Hause nehmen möchten. Im ehemaligen Bauernhaus sind noch Einrichtungen vom früheren Bewohner wie Badewanne, Kochherd oder das Sofa im Wohnbereich enthalten. Alexandra Kaderli Mathys und Jürg Mathys führen das Gartenfenster und dekorieren die Wohnung auf über 2000 Quadratmetern immer wieder aufs Neue mit inspirierenden Ideen. Auf vier Etagen verteilen sich die Accessoires in den verschiedenen Räumen. Jedes versehen mit einem Preisschild. Während der warmen Jahreszeit dient der Garten ebenfalls als Verkaufs- und Ausstellungsbereich. «Oftmals trennen sich hier die Geschlechter oder Gruppen. Die einen gehen zum Gartenfenster und die anderen zum Sommelier in den Bierkeller», erklärt Volker Beduhn.

Romantik Hotel Bären Dürrenroth Andi Wuzella
Im Winter braue ich dunkles Bier und im Sommer gibt es ein helles, mit einem tieferen Alkoholgehalt und leichtem Zitronenaroma.

Andi Wuzella

Bier-Sommelier

Bierstacheln beim Sommelier

Andi Wuzella kommt aus Österreich und absolvierte die Ausbildung zum Bier-Sommelier. Im Romantik Hotel Bären ist er Restaurationsmitarbeitender und für das Brauen des hauseigenen Biers verantwortlich. «Im Winter braue ich dunkles Bier und im Sommer gibt es ein helles, mit einem tieferen Alkoholgehalt und leichtem Zitronenaroma. Von zu Hause kenne ich das Bierstacheln, das aber vermutlich aus England stammt: Die Dockarbeiter mussten Schiffe beladen, Ladungen löschen und Reparaturen durchführen. Das gab Durst. Sie hielten kurz vor dem Trinken einen glühenden Eisenstab in das ohne Schaum eingeschenkte Starkbier. Der heisse Eisenstab bewirkt eine Karamellisierung des im Bier vorhandenen Restzuckers und es entsteht eine lauwarme Schaumkrone. Führt man das Glas zu den Lippen, überrascht die Wärme der Schaumkrone, ehe das kalte Bier hindurchströmt. Ein einzigartiges Trinkerlebnis», erklärt der Bier-Sommelier.

Emmental erleben

«Vor einigen Jahren fragte mich ein Gast, wo denn der Wellnessbereich sei. Zu dieser Zeit hatten wir noch keinen. Ich antwortete: Gehen Sie die Strasse runter, dann rechts rauf und dort steht ein grosser Lindenbaum. Da erleben Sie das Emmental und Wellness durch die pure Natur», erzählt der Direktor mit einem Lächeln. «Am Abend bedankte sich der Gast bei mir, er hätte sich selten so entspannt.» Rund um Dürrenroth gibt es einige Attraktionen, die auch kulinarische Werte haben. So bietet die Dorfkäserei Kämpfer Betriebsführungen und Käsekurse an. In einigen Schritten aus Rohmilch eigenen Käse herzustellen, macht Spass. Beim Metzger Schlüchter kann der Gast des Hotels Bären seine eigene Wurst fertigen. Auch hier sind die Räumlichkeiten der Metzgerei für einen Rundgang offen. Nicht nur Fleisch gibt es im geräumigen – in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege umgebauten – Verkaufsladen, sondern auch heimischer Honig, Wein und Gemüse. «Auch im Emmental scheint nicht immer die Sonne. An diesen Tagen buchen Interessierte im Voraus beim Metzger oder Käser eine Besichtigung und bei uns zum Beispiel eine Bier-Degustation mit Details zum Brauen mit unserem Bier-Sommelier. Die Lebensmittelverarbeitung regionaler Produkte hat im Emmental Tradition und einen hohen Stellenwert», erklärt Volker Beduhn.

Info

Emmentaler Volksport

Das Hotel Bären führt zur Auflockerung nach einem anstrengenden Seminar Teilnehmende, Gästegruppen oder als spezielles Erlebnis bei einem Ausflug in die Geheimnisse des Hornussens ein. In bedächtiger und trotzdem dynamischer Art findet ein Wechsel zwischen Angriff und Verteidigung, Eigenleistung und mannschaftlicher Geschlossenheit statt. Hornussen ist ein Sport, bei dem jeder, ob jung, alt, Anfänger, Könner, Städter oder Landschäfter mitmachen kann!

Ein wenig Hektik zur Mittagszeit

Auf der Gartenterrasse sitzen einige Gäste und geniessen das sonnige Wetter bei einem Glas Wein. Obwohl es kurz vor halb zwölf ist, sind die Tische auf der Terrasse noch nicht aufgedeckt. Chantal Beduhn erscheint mit eiligen Schritten mit Messer, Gabel, Servietten und Reservationstäfelchen und deckt auf. Die Terrasse füllt sich langsam aber sicher mit Gästen. Kurze Zeit später kommt eine weitere Restaurationsfachfrau und nimmt die Bestellung auf. Bei Fragen zum Menü entschuldigt sie sich: Sie habe gerade erst angefangen und müsse in der Küche nachfragen. Ein Mitarbeitender habe sich erst kurz vor elf Uhr krankgemeldet, als sie zu Hause gerade ihr selbst zubereitetes Brot in den Ofen geschoben habe. Jetzt müsse ihr Mann das Brot aus dem Ofen nehmen. Renate Reist lernte vor dreissig Jahren den Beruf Restaurationsfachfrau, den schönsten, den es gibt, wie sie selbst sagt. «Wir sind hier wie eine Familie – die Bärenfamilie – und da ist es doch selbstverständlich, dass ich einspringe, wenn Not an Frau ist», erklärt sie.

Romantik Hotel Bären Dürrenroth Renate Reist
Renate Reist steht seit 30 Jahren an der Front.

Und deshalb gibt es Käse

«Wir sind sehr dankbar, dass der Kitt zwischen den Mitarbeitenden so gut ist. Weil sie den meisten Gästekontakt haben, spüren das auch die Gäste. Ich werde oft bei der Verabschiedung darauf angesprochen. Ein unbezahlbarer Wert. Von den Menschen hier im Emmental sagt man, sie seien wie das Klima ein wenig rau, doch mit einem warmen Herzen und Hang zur Gastfreundschaft gesegnet. Diese Kombination schöpfen wir aus und schenken unseren Gästen bei deren Abreise nicht einfach etwas, sondern ein mit Leidenschaft hergestelltes Stück Natur: eine Scheibe Emmentaler Käse von der Familie Kämpfer. Das Emmental ist weit über seine Grenzen hinaus durch den Emmentaler bekannt. Hier gibt es viel Käse, aber nicht nur, und genau deshalb gibt es den Käse für unsere Gäste», schliesst Volker Beduhn.

Bilder: Jürg Waldmeier

Zum Betrieb

Romantik Hotel Bären

Dorfstrasse 17
3465 Dürrenroth

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Erich Büchler

Erich Büchler

Autor

Früher kreierte ich als Koch aussergewöhnliche Gerichte aus Schlüsselblumen und Brennnesseln.

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